Wer in der Halbzeitpause in die Kälte hinaus und nach Hause ging, dem entging eine feurige Darbietung der Damen1 des KTV Wil in Halbzeit zwei gegen den TV Unterstrass/Rümlang. Gekonnt, dominant, attraktiv blieben Schlagworte die zum Schluss den 24:17 Sieg der Einheimischen treffend umschrieben.
Es ist nicht das erste Mal, dass die schreibende Zunft den Stift zur Seite legte, das Gesehene zu vergessen versuchte und hoffte, dass ein Wunder in Halbzeit zwei doch noch zu einer guten Geschichte verhelfen würde. Zwischenzeitlich ist bekannt, dass es schon nicht mehr unter die Sparte Wunder fällt, wenn die 2. Liga-Frauen nach dem Pausentee vier Gänge hochschalten, zu begeistern wissen und schon fast verloren geglaubte Spiele doch noch auf wundersame Weise zu klaren Siegen wandeln. Zwei Sätze blieben dann aber doch noch zu den ersten 30 Minuten auf dem Papier haften: Die Wilerinnen fanden sehr gut ins Spiel, liessen aber mit Verlauf der Partei die besten Chancen ungenutzt. Verdientermassen lag man zur Pause mit 8:10 Toren zurück.
Die Geschichten, die sich immer wieder um die trainer’sche Magie während der Pause in der Kabine ranken, sind Hirngespinste. Es sind immer die Spielerinnen selber, die sich gegenseitig aufputschen, Kraft geben und den Glauben vermitteln, vieles besser machen zu können. So gingen die Wiler Frauen auch am Samstag aus der Kabine im Wissen, die bessere Mannschaft zu sein und darum auch zu gewinnen. Von nun an sollte das solid aufspielende Unterstrass/Rümlang, das weiter auf ihre Routine und die eingespielten, sitzenden Auslösungen baute, einerseits mit dem angeschlagenen Tempo und andererseits mit dem betonierten Verteidigungsriegel des Gegners grösste Mühe haben. Wil liess nun den Ball im Angriff besser und vor allem länger laufen. Man bewegte sich mehr ohne Ball, nutzte die Freiräume gekonnt und sündigte bei weitem nicht mehr so oft in der Chancenauswertung, auch wenn noch nicht von einer optimalen Chancenauswertung geschrieben werden kann. Dies brauchte es auch nicht, wenn man vor dem eigenen Tor alles richtigmacht. Die Wilerinnen liessen sich nicht mehr an den Kreis zurückdrängen, standen viel höher und legten sich mit den Angreiferinnen viel früher und erfolgreicher an. Die Gäste konnten ihre Gefährlichkeit durch die Mitte und über den Kreis nicht mehr wie gewünscht ausspielen. Zudem zollten sie ab Mitte der zweiten Halbzeit dem hohen Tempo Tribut. Ganz anders die Frauen des KTV. Bissig, nie nachlassend und auf jede taktische Variante des Gegners einen besseren Gegenvorschlag im Köcher, liefen sie zur Höchstform auf und begannen zu dominieren. Dabei brachten sich auch die 3 Juniorinnen glänzend ins Geschehen ein, wussten zu begeistern und spielten so, als wären sie schon eine halbe Ewigkeit Bestandteil des Teams. Die Spielfreude, die Charakterstärke dieser sehr, sehr jungen Mannschaft lässt erahnen, was in der Zukunft alles möglich sein wird. Für die ganz nahe Zukunft war es äusserst wichtig, dass die beiden Punkte im Kampf gegen den Abstieg im Lindenhof blieben. Nicht irgendwie, sondern mit 24:17 Toren in aller Deutlichkeit und mit einer imponierenden zweiten Halbzeit.
Nach der ersten Halbzeit sah es für die schreibende Zunft nach Wortsuchereien und viel Langeweile aus. Doch nach der Pause brachten die Damen den Berichteschreiber in Schwung, liessen ihn den Stift übers Blatt Papier fliegen und mit dem Schlusspfiff einen glücklichen Mann zurück.
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