Eine für alle – alle für das Team
Das Handballspiel zwischen den beiden Damenteams des KTV Wil und Gelb-Schwarz Schaffhausen war bereits am Laufen, als sich auf der Zuschauergalerie der Kantihalle in Wil Unruhe breit machte. Es wurde rege getuschelt. Der Grund dazu lag nicht etwa auf dem Spielfeld. Vielmehr wurden prominente Zuschauer ausgemacht. Und zwar die beiden Handballgrössen David Graubner und Björgvin Gustavsson von den Kadetten Schaffhausen. Die beiden verfolgten nur einen Tag nach dem verlorenen Europacupspiel gegen Montpellier (F) ein Damen-Aufstiegsspiel der 3./2. Liga. Der Weltklassetorhüter Gustavsson, der nächste Saison in die deutsche Bundesliga wechselt, musste mit ansehen, wie seine favorisierte Mannschaft aus der Munotstadt stets einem Rückstand hinterherrennen musste. David Graubner, den Schweizer Internationalen, schien das Spiel weniger zu interessieren, er widmete sich lieber seiner Begleiterin. Aber immerhin, er war in der Halle präsent und verlieh so dem Spiel einen unerwartet speziellen Rahmen.
Schnelle Führung
Die Partie hätte eigentlich wichtig sein sollen. Der KTV Wil ging nämlich im Vorfeld davon aus, dass er mindestens einen Punkt benötigte, um in die 2. Liga aufzusteigen. Eine vorgezogene Partie nahm dem Spiel dann aber jede Spannung. Verfolger Amriswil gab Punkte ab, und so stand der Aufstieg der Wilerinnen bereits vorher fest. Die beiden Trainer Gian-Reto Riedi und Rico Kreis beteuerten vor Aufnahme des Spiels aber vehement, dass sie und ihre Spielerinnen diese Partie in jedem Fall gewinnen wollten, um die Saison mit einem Erfolgserlebnis zu beenden. «Es wird nächste Saison schwer genug, um zu Punkten zu kommen», blickten sie bereits in die Zukunft.
Die einheimischen Spielerinnen starteten fulminant in das Spiel und führten schnell mit 4:1. Plötzlich verzeichneten sie aber eine länger anhaltende Ladehemmung und durften froh darüber sein, dass auch ihrem Gegner wenig gelang. Wahrscheinlich waren die Wilerinnen auch nervös ob der grossen Zuschauerkulisse, normalerweise sind es weit weniger.
Auch der Umstand, dass fast die komplette erste Aktiv-Mannschaft anwesend war, schien eher zu lähmen denn zu beflügeln. Die Mannschaft fing sich aber wieder auf und durfte mit einem «beruhigenden» Vorsprung in die Pause.
Unten fix – oben nix
Die beiden Trainer des KTV Wil gaben allen Spielerinnen Gelegenheit zu spielen und sich auszuzeichnen. So wechselten sie auch für die zweite Halbzeit Oriana Ludolini für Julia Scheiwiller im Tor ein. Oriana Ludolini vermochte sich gleich positiv in Szene zu setzen. Sie parierte nicht nur einen Siebenmeter, sondern auch den folgenden Nachschuss mit Können und dem Glück der Tüchtigen. Die für eine Torhüterin mindestens um einen Kopf zu kleine Ludolini vermochte in der Folge jedoch einige hohe Schüsse nicht zu parieren, sodass die Schaffhauserinnen wieder ausgleichen konnten.
Der Gegner schoss dann aber wieder tiefer, und da präsentierte sich Oriana Ludolini als die Grösste. Sie «kratzte» etliche gut platzierte Abschlüsse und sorgte für jene Moral im Team, welches dieses benötigte, um wieder in Führung zu gehen und den sich abzeichnenden Erfolg sicher über die Runden zu bringen. Der KTV Wil gewann 21:17.