Das jüngste Team in der zweiten Liga wird in Heiden nicht gefordert und landet einen ungefährdeten 29:19 (14:9) Sieg!
Spannung kam in der Partie der BSG Vorderland gegen den KTV Wil nicht auf. Zu überlegen agierten die Gäste von der ersten bis zur letzten Minute. Das «Wie?» ist in wenigen Sätzen beschrieben. Die Wiler Damen, die sich auch nach dieser Begegnung Tabellenleader nennen wollten, legten einen hochkonzentrierten Auftritt auf das Ausserrhoder Parkett.
Mussten sie sich nach den letzten Meisterschaftsspielen immer wieder vorwerfen lassen, dass sie den Ball im Angriff zu wenig laufen liessen, immer wieder den Abschluss zu schnell suchten, so machten sie in Heiden diesen kleinen Mangel mehr als wett. Schnelle Ballstafetten, gute Laufwege, Gefahr über alle Positionen, Wil zeigte 60 Minuten eine klasse Angriffsleistung. Grundsätzlich kann man über die Arbeit vor dem eigenen Tor ebenfalls nur lobende Worte verlieren, wären da nicht zwei unnötige Phasen mit Unkonzentriertheiten gewesen, die aber auch dank einer hervorragend haltenden Sandy Butz im Tor, keine Konsequenzen hatten. Gegen einen stärkeren Gegner wären die Wilerinnen wohl nochmals ins Zittern geraten. Gegen Vorderland schrumpfte einzig der Vorsprung etwas, konnte aber immer im feudalen Bereich gehalten werden. Wil schlug dank des Sieges zwei Fliegen mit einer Klatsche. Einerseits wurde der Leaderthron gefestigt, andererseits ist ein möglicher Abstieg (mit dem ehrlicherweise niemand gerechnet hat) definitiv vom Tisch.
Nach dem «Wie?», wenden wir uns dem «Wer?» zu. Es wird zur Gewohnheit, die Mannschaft liefert seit diesem Jahr in jedem Spiel Ungewöhnliches ab. Das Selbstbewusstsein, die Routine, die technischen Delikatessen, das Verständnis für solide Abwehrarbeit, alles Stichworte, die mit dem Begriff «Erfahrung» in Zusammenhang stehen. In Vorderland standen in der Startformation 3 Frauen auf der Platte, die noch keine 19 Lenze zählen. Ergänzt wurden sie von einer 20- und 21-jährigen Rückraumspielerin. Da müssen sich die Torhüterin und die Flügelflitzerin mit ihren 24- bzw. 25 Jahren (waren am Samstag die Ältesten im Team) wie Rentnerinnen vorkommen. Die Mannschaft ist so jung und leistet so viel! Keine 20 Jahre alt war das Team im Durchschnitt, welches Vorderland an die Wand spielte! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!
Mit dem «Wer?» hat die Mannschaft ein ganz junges Gesicht bekommen. Die jungen Wilden, die sich trotz vieler «handballfeindlicher» Berufe ihrem Sport mit so viel Leidenschaft verschrieben haben, können jetzt schon auf eine sehr gute Saison zurückblicken, während der Kleinigkeiten fehlten um sie mit perfekt zu umschreiben. Dies führt uns zum «Wann?». Auch in 3 oder 5 Jahren wird das Damen1 des KTV Wil immer noch ein junges Team sein. Man muss nicht zum Propheten werden um voraussagen zu können, dass sich die Mannschaft nicht mehr oft mit Abstiegsängsten herumschlagen muss. Es ist angerichtet, jetzt gilt es, dem ungeschliffenen Diamanten den Glanz zu verleihen, den die Spielerinnen verdienen. Mit Sorge, Weitsicht und Engagement muss die nächste Saison geplant und angegangen werden.