„Sie haben nicht gewonnen - wir haben verloren.“
(Fehim Sefic) Mit dieser treffenden Aussage beendete Coach Raschle einen Handballabend, welcher geprägt war von Leistungsschwankungen, Konzentrationsschwächen und einer unvorhersehbaren Überraschung. So besiegte der bisher erfolglose SC Frauenfeld die Äbtestädter zu Hause mit 29:26.
Doch alles von Anfang an: Am Montagabend machten sich die Wiler auf den Weg nach Frauenfeld um ihr drittes Spiel in sechs Tagen zu bestreiten. Die Tabelle zeigte klar auf, dass die Wiler an diesem Abend die Favoriten sein werden und mit dieser Einstellung ging man auch in die Thurgauer Hauptstadt. Kaum angekommen wurde aber schnell festgestellt, dass man die Geschichte mit der Favoritenrolle gleich wieder vergessen kann, denn auf dem Feld stand nicht die Mannschaft, die man erwartet hat. Viel eher hatte man die Ehre, gegen die erste Brigade des SC Frauenfeld anzutreten während ein Grossteil der eigentlichen Gegner das Spektakel von den Zuschauerbänken geniessen konnte. „Das ist eine Herausforderung und diese nehmen wir an!“ – mit diesen Worten schickte Trainer Raschle seine Jungs auf das Feld und es war klar zu erkennen, dass die Wiler nun noch elektrisierter waren.
Das Spiel startete harzig, geprägt von technischen Fehlern und Fehlwürfen; vorne hatte man sichtlich Mühe, ins Spiel zu finden. Hinten aber war die Verteidigungsarbeit, wie auch schon in der zweiten Halbzeit gegen St.Otmar, relativ gut. Lediglich die starken Rückraumschützen bereiteten den Wilern immer wieder Probleme, sodass Frauenfeld in der ersten Halbzeit permanent in Führung lag. Im Verlaufe des Spiels fand dann aber auch die Wiler Offensive – insbesondere in Form vom zurückgekehrten David Leppla – immer mehr und mehr ins Spiel, sodass mit einem Halbzeitstand von 11:12 für Frauenfeld die Seiten gewechselt wurden.
Die zweite Halbzeit versprach spannend zu werden. Das war sie auch. Aber leider nur bis zur 22. Minute. Bis zu diesem Zeitpunkt nämlich waren die Wiler hochkonzentriert und nutzten vorne ihre Chancen während sie den Gegner hinten ordentlich anpackten. Lediglich der eine gefährliche Rückraumspieler kam weiterhin zu erfolgreichen Abschlüssen.
Es war kein Tempohandball – viel eher spielte man geduldig durch und wartete, bis sich die Chance zum Torschuss ergibt. Diese Taktik trug auch Früchte, denn in der 51. Spielminute kam der KTV Wil so erstmals zum Führungstreffer. Spielstand 21:22 für Wil. Was dann aber folgte, war für die mitgereisten Fans eine Tragödie: Die in dieser Saison sonst so abgebrühten Wiler hatten grosse Probleme, die Führung zu verwalten und so schlichen sich im Angriff immer mehr und mehr unnötige Fehler ein. Frauenfeld nutzte dies in Form von Tempo-Gegenstössen eiskalt aus, was dazu führte, dass der Spielstand in der 55. Minute 26:22 für das Heimteam lautete. Als ob dies nicht reichen würde, kam es nun auch unter den Spieler vermehrt zu Diskussionen: Statt sich auf das Spiel zu konzentrieren, schien plötzlich jeder am besten zu wissen, wer für welche Fehler verantwortlich war und was nun in Sachen Coaching zu tun sei. Dies kam den Frauenfeldern klar zugute. Auch durch ein spätes Time-Out schafften es die Wiler nicht mehr, diesen Rückstand aufzuholen und so verlor man in Frauenfeld mit 29:26.
Frauenfeld hat nicht gewonnen, Wil hat verloren. Es bleibt nicht viel mehr übrig, als den Thurgauern – voller Vorfreude auf das Rückspiel – zu den ersten beiden Punkten in dieser Saison zu gratulieren und sich nun voll und ganz auf das Samstagsspiel gegen Gossau zu konzentrieren. Denn wie sagt man so schön: Man weiss wirklich nie, was uns auf dem Feld erwartet.