Auch wenn in Wil nicht die grosse Handballeuphorie ausbrach, ist die Tatsache, dass die 1. Damenmannschaft des KTV Wil dabei ist, ganz grosse Fussstapfen zu hinterlassen, sicher mehr wert als nur eine Randnotiz.
Nach Halbzeit der laufenden Meisterschaftsphase ist es noch zu früh, laute Lobeshymnen anzustimmen. Man kann mal leise, leicht optimistisch auf die Tatsache hinweisen, dass die Mannschaft nach dem Fehltritt (und aufgrund vieler Abwesenheiten) im ersten Spiel, seit sagenhaften 8 Partien ungeschlagen ist. Klar ausgedrückt: von Sieg zu Sieg eilt und nach Verlustpunkten an der Tabellenspitze steht. Das Zauberwort für diesen Erfolg nennt sich Kontinuität. Der Stamm des Teams ist seit Jahren unverändert motiviert, engagiert und ehrgeizig gepolt. Den jungen Neuankömmlingen werden diese Werte vom ersten Tag an weitervermittelt und die meisten der ungeschliffenen Diamanten entscheiden sich dafür, diesen nicht immer einfachen Weg zu gehen, ihren Platz im Team zu finden. Das Damen1 ist schon seit einigen Jahren regelmässiger Gast in der Finalrunde der 2. Liga. Einbrüche, mangelnde Konstanz, zu viele Angstgegner, sind einige der Gründe, warum man Ende Saison immer nur auf eine gute und nicht überragende Saison blicken konnte. Jetzt, nach einer überragenden Vorrunde kann man, ohne sich weit auf die Äste hinauszulassen, die Hoffnung schüren, dass es Ende März Tatsache werden kann, und in Wil doch noch die grosse Handballeuphorie ausbricht. Gründe, warum das Damen1 diese Saison den grossen Reifungsprozess abschliessen könnte, gibt es deren drei. Erstens: Die Mannschaft reagiert auf brenzlige Situationen während eines Spiels unglaublich abgeklärt. Enge Spiele werden gewonnen. Zweitens: die Führungsspielerinnen sind die letzten Monate einfach nur besser geworden, der Wille zum Sieg ist omnipräsent. Drittens: die Qualität in den Trainings hat eine nächste Stufe erreicht, die Wertschöpfung daraus ist enorm und hat die gestandenen, wie auch die ganz jungen Spielerinnen sehr weit gebracht, nämlich bis an die Tabellenspitze. Es ist nichts Neues, wenn davon gesprochen wird, dass für ein Spitzenteam Punkte gegen schwächere Gegnerinnen nicht abgegeben werden dürfen, sonst ist man den Nimbus der Unbesiegbarkeit, und damit den Platz an der Sonne, schnell los. Das letzte Spiel des Jahres in Amriswil zeigte in aller Deutlichkeit, was die emotionale Botschaft der Mannschaft ist. Attraktive Spielweise, begleitet von viele Ah’s und Oh’s soll begeistern. Und wenn das so rüberkommt wie in Amriswil, dann besteht über den Ausgang der Partie nie ein Zweifel. Es war ein hervorragender Abschluss eines erfolgreichen Jahres 2024. Es schürte aber auch Erwartungen und Hoffnungen für das kommende, erste Viertel des neuen Jahres, für die das Team übrigens bereit ist. Es sind noch drei Fragen offen. Erstens: wer kann den Wiler-Express stoppen? Zweitens: Ist die Mannschaft in der Lage, ihre Attraktivität bis Ende Saison beizubehalten? Drittens: Wird sie sich Ende März mit zwei Aufstiegsspielen belohnen. Spätestens dann, und davon bin ich überzeugt, wird die Lindenhofhalle in Wil Kopf stehen.