Es sind genau 39 Kilometer, einmal hin, einmal zurück. Die Hinfahrt dauert meistens länger, weil man sich in der Region Herisau unvermeidlich im Strom der «Nebelflüchter» einreihen muss.
Den Gedanken bleiben im Zurück etwas weniger Zeit, denn die Strassen sind am späten Abend meistens frei, sozusagen freie Fahrt. Welche Taktik ist die richtige, wie kann gegen den anstehenden Gegner agiert werden, um den Erfolg zu finden. So Einfahrt Gossau steht der Gameplan meistens, die darauffolgende Tempomat-Phase ist der Kabinenansprache gewidmet. Der Weg nach Wil ist aber nicht nur mit Trainerhandwerk ausgefüllt, es geht auch um die Beurteilung der eigenen Gefühle. Ist eine gute Nervosität vorhanden, macht sich Anspannung breit, sind Puls und Blutdruck noch im gesunden Bereich. Bei der letzten Ampel in Wil, wo du als Linksabbieger ewig stehst, ist das Spiel im Kasten, es könnte losgehen. Am Samstag war der letzte Sonnenstrahl schon im Dorf unten Geschichte, der Nebel rief nach Aufmerksamkeit. Zum Glück war die taktische Seite des Spiels von untergeordneter Rolle, gegen den, diese Saison noch ungeschlagenen Gegner, gab es keine Taktik, «all inn», mit voller Kraft voraus, war angesagt. Zwar darf man gegen Fides verlieren, doch wir wollen nicht. In der 30-er Zone, kurz vor dem Lindenhof, hatte ich es mir richtig oft gesagt: heute werden wir nicht verlieren, einfach darum, weil die beiden Niederlagen gegen denselben Gegner in der letzten Saison ganz schmerzvolle Erfahrungen waren. Parkplatz Lindenhof. Motor aus und die Hoffnung, dass das Starten des Wagens für die Rückfahrt mit einem guten Gefühl erfolgen wird.
Es war begeisternd. Nicht nur das 7:0 in der 10. Minute, nicht nur diese rote Mauer, die alles aufhielt, was Richtung Tor gehen wollte, nicht nur diese taktische Reife, der Wille als Mannschaft die Meisterprüfung abzulegen, und auch nicht nur dieses nie Nachlassen während der ganzen 60 Minuten. Es war Magie. Dieses Spielverständnis, dieses Wissen, wohin zu laufen, wohin zu werfen und wohin zu passen. Dieses Zusammenspiel der Mannschaft mit dem herrlichen Publikum, dass unterstützte und gleichzeitig genoss. Einfach grossartig.
Nach den bisherigen, eher etwas mühsamen Spielen kam die Galavorstellung der Mannschaft wie aus dem Nichts. Ja klar, dass es einmal kommen würde, damit konnte man rechnen, dass gestern, gegen das immer stark aufspielende Fides, die ganz feine Klinge ausgepackt wurde, würde meine Heimfahrt äusserts angenehm machen. Die Gedanken an einen komfortablen, fantastisch herausgespielten Sieg, die einzuordnen, dafür sollten 39 Kilometer nicht reichen.
Man startet den Wagen mit leuchtenden Augen und einem Schmunzeln auf den Lippen. Dichtes Nebelmeer bei der Autobahnausfahrt Gossau. Achtung langsam, du möchtest gesund ankommen, zu Hause die Geschichte des Tages erzählen. Die letzten 300 Meter, man fährt aus dem Nebel in ein Sternenmeer, dazu zwinkert der Halbmond mit dem linken Auge, auch er hat ein Schmunzeln auf den Lippen. Wie im Märchen, nach einem märchenhaften Spiel.