Wil’s Damen1 konnte nach einer überragenden 2. Halbzeit für sich in Anspruch nehmen, die spielerisch bessere Mannschaft gewesen zu sein. Dass der Sieg nach einer epischen Aufholjagd mit 19:20 Toren in die Hände der Gegnerinnen aus Uzwil/Gossau fiel, war ein kleiner Wermutstropfen, der nur ganz kurz ärgerte.
Für eine Finalrunden-Qualifikation war der markante Formanstieg im Monat Dezember zu spät. Für die langfristigen Aussichten machen die letzten beiden Auftritte im Jahr 2019 gegen Appenzell und Uzwil/Gossau Mut und Freude. Spielerisch, mit einer riesigen, ausgeglichenen Breite im Kader, holte sich Wil die besten Noten ab. Alle vier Begegnungen gegen die beiden Topp-Teams zeigten aber auch auf, dass die Wilerinnen auf der Torhüterposition mit der Spitze noch nicht mithalten können. Dort jahrzehntelange Erfahrung, hier die 17-jährige Tanja Müller, die ins kalte Wasser sprang und auf ein halbes Jahr mit vielen, teils schmerzhaften Erfahrungen zurückblicken muss. Geduld ist angesagt und da kommt eine Abstiegsrunde, gegen schwächere Gegnerinnen nicht zum falschen Zeitpunkt. Man muss aber auch kein Prophet zu sein, um sagen zu können, dass die Zukunft der Wiler Torhüterin gehört.
Vor gut einem Jahr wurde das Damen1 im Heimspiel gegen Uzwil/Gossau förmlich vorgeführt. Ein Jahr später war Wiedergutmachung angesagt, Wil wollte dieses Mal seine Haut so teuer wie möglich verkaufen, egal, wer auf der Gegenseite im Tor stand! Denn, wir erinnern uns, genau vor 3 Monaten in Uzwil:
«Und da stand es, das Problem. Furchteinflössend. Gross. Mit diesem unbezwingbaren Blick, der nichts Gutes ahnen liess. Die Kopfhaare kitzelten die Latte und wenn sie die Arme ausbreitete, dann berührten die Fingerspitzen fast beide Pfosten. Je länger die Wilerinnen hinsahen, desto grösser wurde die Torfrau von Uzwil/Gossau. Irgendwann war sie dann so gross, dass man den Ball unmöglich an ihr vorbeischiessen konnte.»
Dass nicht jeder Schuss ins Tor fallen würde war den Einheimischen klar. Sie wussten aber auch, dass jeder nächste Schuss eine weitere Chance auf den Torerfolg war und es nach Fehlversuchen kein Kopf hängen lassen gibt. Mit dem entsprechenden Selbstvertrauen stieg das Damen1 in die Partie und schon schnell wurde klar, dass die Wiler-Abwehrkette am heutigen Abend nur schwer zu knacken war. Uzwil/Gossau war sich gewohnt, dass sich die Derbys in der Regel in der Anfangsviertelstunde zu ihren Gunsten entwickelten. Dass dem diesmal nicht so war, irritierte den Gegner wohl etwas, denn ihre Angriffsbemühungen sprühten nicht unbedingt von Spielwitz. Ganz anders die Wilerinnen. Jede Abschlussmöglichkeit wurde wahrgenommen, jede gute Aktion der gegnerischen Torfrau mit Leichtigkeit weggesteckt. Erst beim Spielstand von 3:3 verliess das Heimteam vorübergehend der Mut. Da ein Zögern in der Defensive, dort ein nicht ganz optimaler Pass in der Vorwärtsbewegung und schon erinnerte das Resultat (3:7) an frühere Begegnungen. Der Halbzeitstand von 7:12 Toren entsprach nicht ganz den gezeigten Leistungen, denn Wil hatte vieles richtig gemacht, platzierte einfach nur das Runde zu wenig oft in das Eckige!
Die Defensivleistung während der ersten 30 Minuten war überdurchschnittlich gut gewesen, sollte aber in Halbzeit zwei in die überragende Klasse aufsteigen. Was die Wilerinnen während der zweiten 30 Minuten vor dem eigenen Tor boten liess keinen Zweifel aufkommen: hier agierte die beste Verteidigung der Liga! Des Gegners Angriff ist ja wirklich nicht von Pappe, aber von der 31. – 60. Minute waren sie schlichtweg chancenlos! Unterstrichen wird diese Aussage von der Tatsache, dass die Gäste allein in dieser Phase zehn Mal in ein Zeitspiel liefen! Wil riss das Zepter an sich, begann zu dominieren. Zum Spass an guter Verteidigungsarbeit kam die Spielfreude im Angriff dazu. Da konnte auch die weiterhin gutstehende gegnerische Torfrau so viel halten wie sie wollte, Wil nahm unbeirrt den nächsten Angriff vor, holte Tor um Tor auf. Uzwil/Gossau zog den Kopf mehrmals aus der Schlinge, bis sie dann beim Stand von 19:19 den Ausgleich hinnehmen mussten. Was danach geschah, war reine Glückssache. War es auf Seiten von Wil ein hart gepfiffener Schritt zu viel, ein auch schon verhängter Penalty zu wenig, trafen die Gäste noch einmal zum 20:19 Sieg.
Zum Abschluss der Vorrunde wäre es natürlich schön (und verdient) gewesen, einen Erfolg feiern zu dürfen. Die Trauer bei Wil hielt sich aber in Grenzen, denn die Fortschritte der letzten Wochen wussten zu gefallen. Die Mannschaft ist auf einem guten Weg, die Früchte dürften einfach etwas später reif werden, als zu Beginn der Saison erhofft.