Nach gutem Start, fand man sich im falschen Film wieder, um zum Schluss ein verrücktes Spiel beinahe noch zum Happy End zu schiessen. 26:22, eine Niederlage gegen Kreuzlingen, die komischerweise fast so süss wie ein Sieg schmeckt.
Etwas mehr als 11 Minuten war die Partie alt, zwischen dem Heimteam aus Kreuzlingen und den Gästen stand es 4:4. Tore können das Salz in der Suppe sein, die Verteidigungsarbeit der Wilerinnen während dieser ersten Minute hielten mit jeder süssen Versuchung inklusive Sahnehäubchen locker mit. Gutes Stellungsspiel, engagiertes eins gegen eins und ein intakter Mannschaftsgeist, der schmunzelnd auf seine keck verteidigenden Damen runter blickte. Ob so viel Klasse vor dem eigenen Tor konnte man über die grössten Probleme in der Vorwärtsbewegung mit dem dick aufgetragenen Harz auf dem Spielball locker hinwegsehen. Wil wäre nicht Wil, wenn sie ihren Trainer während einer Partie nicht mindestens einmal aus den Socken hauen würden. Diese Phase kam jetzt, und niemand möchte wissen, was sich in den nächsten Minuten auf dem Spielfeld ereignete. Wir greifen zum Telegrammstil: In der 19. Minute stand es 9:4, einige Zeigerumdrehungen weiter erhöhte Kreuzlingen auf 14:6 und ging schliesslich mit 15:7 zum Halbzeit-Tee.
Auch nach der Pause liessen die St. Gallerinnen nie den Kopf hängen, es wollte ihnen aber einfach nichts, aber wirklich nichts gelingen. Nach genau 36 Minuten machten die ersten Siegesgesänge in der Halle die Runde, auf der Heimbank herrschte Festtagsstimmung. Verständlich, es stand 19:10. Und dann kam er, der Gegenschlag, eines Wüstensturmes gleich. Wie aus dem nichts bliesen die Gedemütigten zur Aufholjagd. Bis zur 56. Minute spielte nur noch eine Mannschaft. Nicht eine einzelne Spielerin, sondern ein ganzes Team raffte sich auf, trieb sich in den Spielrausch, liess die Partiestimmung in der Halle erlahmen und zauberte ein zufriedenes Lächeln auf das Gesicht des zuvor arg gebeutelten Trainers. In der 55. Minute lag Wil nur noch zwei Längen im Hintertreffen (23:21) und schliesslich war es die gegnerische Torhüterin, die mit einer Glanzparade den Anschlusstreffer verhinderte und ihrem Team den Sieg sicherte. Man muss kein Prophet sein: Wil hätte sich nicht mehr bremsen lassen, so aber zog Kreuzlingen nochmals den Kopf aus der Schlinge und verbuchte den Sieg. Die moralischen Sieger aber trugen an diesem Nachmittag die Auswärtstrickots. Von ganz unten sich wieder aufzuraffen, aufzustehen und entschlossen vorwärts zu gehen, verdient grösstes Lob. Am nächsten Mittwoch steht mit der Cupppartie auswärts gegen Flawil die nächste ganz grosse Herausforderung auf dem Programm. In die Halbfinals einzuziehen, wäre ein toller Erfolg. In Flawil hats ebenfalls Harz auf den Bällen und Geschenke werden sicher nicht verteilt. Und mit Sicherheit, für all jene Fans, die sich einiges zutrauen, langweilig, nein, langweilig wird es sicher nicht!