55 Minuten lang liess das Damen1 wenig anbrennen, hielt sich planmässig auf der Siegesstrasse und konnte sich nach dem Schlusspfiff über den einen Punkt nur ärgern. Es hätte mehr sein müssen, als ein 22:22 (11:10) Unentschieden.
Das routinierte Team des SV Fides zählt wahrlich nicht zu den Lieblingsgegnern der Wilerinnen. Dieses Mal sprach der Vergleich beider Mannschaften noch klarer für die eingespielte Mannschaft aus St. Gallen. Mit grad mal 19,6 Jahren im Durchschnitt nahm eine ganz junge Wiler Mannschaft die Herausforderung gegen ein jahrelang eingespieltes Ensemble auf. Kam dazu, dass Fides die Saisoneröffnung (klarer Sieg gegen Uzwil/Gossau) schon hinter sich hatte, während das Heimteam noch etwas im Trüben fischte, was die meisterschaftliche Standortbestimmung betraf.
Unverkennbar war dann auch nur auf einer Seite das Nervenflattern auszumachen. Nichts desto Trotz waren die Wilerinnen gewillt, das Zepter in die Hand zu nehmen und das Spielgeschehen zu bestimmen. Abgesehen von den bekannten Schwächen, im Angriff muss mehr mit Zug zum Tor agiert werden, in der Defensive liess das Stellungsspiel noch zu wünschen übrig, gelang den Einheimischen eine sehr ordentliche erste Halbzeit. Zwischenzeitlich hätte man sich sogar mehr als nur mit 3 Toren absetzen können, liess aber doch noch zu häufig beste Torchancen liegen. Immerhin entschied man die erste Halbzeit mit 11:10 Toren für sich. Wie schnell es im Handball gehen kann, zeigten die ersten paar Minuten im zweiten Durchgang. Drei Angriffe lang ruhten Wil’s Damen noch im Pausenmodus. Fides liess sich nicht zweimal bitten und übernahm die Führung. Ab der 35. Minute änderte sich das Spielgeschehen wieder. Wil spielte plötzlich wieder schneller aus der Verteidigung heraus, liess den Ball gut laufen und nutzte die sich bietenden Lücken kaltblütig aus. Vor dem eigenen Tor hatte man sich zwischenzeitlich gut auf die unermüdlich kämpfenden St. Gallerinnen eingestellt. Die Chancen der Gäste wurden weniger. Das Heimteam zog davon und konnte 4 Minuten vor Schluss auf einen komfortablen Vorsprung von 3 Toren bauen. Etwas mehr Routine hätte dem Team in dieser Phase gutgetan. Die Angriffe wurden zu schnell, zu hektisch zum Abschluss gebracht, das nächste und wohl entscheidende Tor wollte nicht mehr fallen. Fides gab nie auf, glaubte an die Chance und nutzte eine um die Andere. Ihr Kampfgeist wurde in den letzten Sekunden mit dem Unentschieden belohnt. Etwas bitter stiess auf, dass der letzte Penalty, der die Wilerinnen um die verdienten Früchte brachte, nach einem Foul gepfiffen wurde, wie es sie in einer Partie zu Dutzenden gibt, ohne dass auf den Strich gezeigt wird. Wie auch immer, das Damen1 hätte mehrmals die Gelegenheit gehabt, das Spiel schon früher zu ihren Gunsten entscheiden zu können, dann hätte man über den letzten Pfiff nicht hadern müssen. Über weite Strecken dieser ersten Meisterschaftsbegegnung verkauften sich die Wilerinnen sehr gut. Es stimmt auch optimistisch, dass trotz ansprechender Leistung noch viel Luft nach oben ist. Man ist im Meisterschaftsbetrieb angekommen, zu verstecken braucht man sich nicht!
